Ein Rück- und Ausblick nach dem Slovak Open

Das Slovak Open Ende August ist bei mir mittlerweile fix im Turnierplan eingetragen. Es ist bereits das dritte Jahr, wo ich in Trencin meine Saison starte. So reiste ich vergangene Woche mit viel Vorfreude in die Slowakei und war gespannt auf meine Einsätze nach einem langen Sommertraining!

Auch dieses Jahr stand das Turnier ganz im Zeichen einer Standortbestimmung. In den vergangenen Monaten habe ich extrem viel auf der spielerischen Ebene gelernt. Vor in Malaysia habe ich viele neue Inputs erhalten. Natürlich erarbeite ich mit meinen Coaches den roten Faden und wir hinterfragen uns immer wieder, wie wir weiterarbeiten müssen. Diese Inputs werden in jedem Training eingebunden. Doch so richtig ersichtlich wird das Ganze erst, wenn man einen Ernstkampf im Turnier bestreitet. Daher war das Slovak Open ein wichtiges Turnier für mich.

 

Ich traf in der ersten Runde gegen den Ungaren Gregerly Krausz, und verlor mit 12:10, 6:11, 4:11, 4:11. Krausz war an Nummer 6 gesetzt und erfüllte diese Erwartung am Schluss auch, er erreichte das Viertelfinale. Da der Weltverband aktuell neue mögliche Zählweisen am Testen ist, ging es bei diesem Turnier nur noch auf 11 anstatt 21 Punkte, dafür auf drei anstatt zwei Gewinnsätze. Mit der Umstellung hatte ich kaum Mühe, obwohl es den Spielfluss ziemlich verändert.

 

Zum Spiel: Ich fühlte mich sehr fit, bewegte mich gut auf dem Feld und fühlte mich auf athletischer Ebene wirklich top. Im Spiel selbst hatte ich oft die Initiative und konnte die Ballwechsel kreieren. Auch im Kopf war ich frei. Denn ein solches Turnier kann sehr herausfordernd sein, wenn man zwei Monate in Malaysia trainiert und mit so vielen guten Spielern gespielt hat. Die Erwartungen an sich selbst sind meist hoch, doch genau diese sollen im Turnier gar keinen Platz haben. Dies war bei mir auch der Fall, denn ich konnte mich voll und ganz auf das Wesentliche fokussieren. Auch meine kurzfristige Turniervorbereitung war genau so, wie ich sie brauche. Vom letzten Training vor dem Abflug, über die Dauer des Schlafs bis hin zum Aufwärmen kurz vor dem Spiel. 

 

Dies ist kein Glück, sondern der Erfolg jahrelanger individueller Arbeit mit meinen Trainern. Im athletischen, mentalen und persönlichen Bereich. Dabei ging es zum Beispiel um die Einstellung im Training, die Arbeitshaltung oder die Steuerung meiner Arbeit. Das beginnt beim gezielten Evaluieren, geht über das Erarbeiten einer passenden Routine bei der Einstimmung auf einen Wettkampf und endet mit dem Führen eines Trainingsjournal. Akribisch bis ins letzte Detail. Mein Ziel ist jetzt, diese Erfahrungen auf dieser Ebene zu festigen, so dass es zur Selbstverständlichkeit wird. Im Moment braucht dies noch mehr Energie, als es einmal sein soll.

 

Wenn also die Physis, die Vorbereitung und die mentale Steuerung im Spiel im optimalen Bereich sind, dann kommt es auf meiner Seite des Spiels "nur" noch auf die technischen und taktischen Fertigkeiten an. Wie ich bereits in früheren Einträgen geschrieben habe, ist meine aktuelle technische Ausbildung dank den letzten 2-3 Jahren genügend ausgebildet. Genügend, aber noch lange nicht perfekt. Doch dafür bleibt Zeit in den nächsten Jahren. Somit bleibt noch das Taktische übrig. Und genau da habe ich mein Spiel in der Slowakei verloren! Es war in der Vergangenheit selten der Fokus und ist demnach noch am schwächsten ausgebildet. Nun also eine klare Schwäche. Ich sah, wo meinen spielerischen Fertigkeiten Grenzen gelegt sind und was fehlt, um genügend Punkte für einen Sieg machen zu können. In den Doppeldisziplinen zum Beispiel gelingt mir dies besser. Ich spüre mehr wo und wie ich spielen muss. Ich spielte meist nach Gefühl und habe damit Erfolg. Doch im Einzel fällt mir dies noch schwer, die Abläufe sind noch viel zu wenig automatisiert.

 

Jetzt geht es darum, Schritt für Schritt an diesen wichtigen, taktischen Punkten zu arbeiten und einzelne weitere Entwicklungsschritte zu definieren. Im Training habe ich Anhaltspunkte wie es voran geht, doch schlussendlich zeigt mir der Ernstkampf, wo ich stehe. Aus diesem Grund werden nun die Turniere (oder auch NLA-Spiele, im Vergleich zu früher) immer wie wichtiger und wertvoller für mich. Zum einen als Standortbestimmung, zum anderen aber, um bald Erfolge im Elite-Alter in Form von guten Resultaten zu erzielen. Ich bin überzeugt, dass der Weg dafür stimmt und diese auch bald kommen werden! Bei den Junioren erreichten wir alle definierten Resultatziele, also soll ich alles dafür tun, es auch bei der Elite zu schaffen.

 

Joel

 

=> Ergebnisse vom Slovak Open 2016